Kurs:
Kopf - Hand - Fuß
Mein erster VHS-Kurs in Zeichnen. Die Erwartung war, ich lerne, wie man Köpfe, Hände und Füße zeichnet. Das Ergebnis war, wie immer, die organisatorischen und gruppendynamischen und persönlichen Angelegenheiten fordern ihren Raum und für meine Vorstellung ist das alles nicht konzentriert genug. Andererseits wurde mir klar, dass es ein langer Weg ist, Köpfe, Hände und Füße zeichnen zu können und ich habe doch glücklicherweise viel neue Erkenntnisse gehabt. Der Run auf die Mosaiksteinchen ist eröffnet.
Schädel
Erst die Form prinzipiell erfassen und linear darstellen. (Schädel 2)
Dann die Form durch den Einsatz von Licht und Schatten darstellen. (Schädel 4)
Einen ganz neuen Knochen kennengelernt am Schädelmodell: das Jochbein.
Sehr effektiv und markant formend, das Jochbein, jeweils an den unteren äußeren Augenhöhlen. (Bleistift)
3-D-Schädel
Hier auf sketchfab.com kann man richtig gut sehen, fast wie bei einem wirklichen Schädelmodell, dass es einen Durchbruch gibt zwischen Knochen 4 und 6 und dem Gesamtschädel.
Portrait
Beim Portrait ging es einfach darum, hauptsächlich mit Licht und Schatten zu arbeiten.
Als Hilfe wurden Lampen so aufgestellt, dass die Licht-Schatten-Wirkung auch stärker als sonst zu sehen war.
Hände mit Fingern als Kästen darstellen.
Zuerst die Finger als Kästen sehen mit Oberseite und Innenseiten. Der Daumen ist anders, der erste Daumenknochen geht vom Handgelenk aus und ist quasi wie mit Gehrung an den Handtellerkasten dran geschnitten. Ich konnte feststellen, dass der Daumen nicht ein einzelnes Walzengelenk enthält also nicht nur wie die andern Fingergelenke, sondern ein doppeltes Walzengelenk, fast wie ein Kreuzgang. Dadurch kann sich der Daumen seitlich an den Zeigefinger anschmiegen, kann sich aber auch auf die kleine Fingerkuppe auflegen. Dies sind zwei unterschiedliche Bewegungsachsen. Und darum verdreht sich das Daumenkastenmodell so sehr.
Die nächste Erkenntnis war, dass man dieses Kastsensystem auch verlässt. Man benutzt es, wenn es einem hilft, wenn es einem nicht hilft, lässt man es beiseite. Eine ungeheure schwere flexible Denkweise. Man geht also wieder zum Sehen der tatsächlichen Proportionen über, man vergleicht die Länge der einen Fingerkuppe mit der Länge der anderen Fingerkuppe, man vergleicht den Winkel der Fingerkuppe des Zeigefingers mit dem Winkel der Fingerkuppe des Mittelfingers, und so weiter. Dadurch lassen sich schon recht gute Eindrücke vermitteln.
Hände linear verschieden stark
Bei der linearen Darstellung von Händen war einer der größten Lernerkenntnisse dieses Kurses, dass man an hauptsächlichen Bereichen dunkler, also kontratsreicher und genauer zeichnet im Gegensatz zu mehr nebensächlichen Bereichen. Hauptsächlich sind hier die Bereiche um kleinen Finger, Ringfinger und Mittelfinger, die auch räumlich im Vordergrund stehen und Nebenbereiche sind hier Daumen und Handgelenk. Es ist eine Entscheidung des Zeichners, wo er den Fokus hinlegen will.
Und die nächste große Erkenntnis fand statt, als mir der Lehrer sagt, dass man die hinteren Bereiche gar nicht so sehr ausarbeitet. Ich versuche das, in dem ich die vorderen Bereiche tatsächlich mit stärkerem Strich male. Und es zeigt sich tatsächlich, dass die hinteren Bereiche weiter zurücktreten, dass durchaus Unstimmigkeiten in den hinteren Bereichen verschleiert werden, und wir stellten fest, dass es Analogien gibt, zum spielen mit der Musik, dass man nicht alle Noten gleich stark spielt, sondern verschieden interpretiert, dass man auch in der Fotografie nicht alles scharf macht, sondern Unschärfe rein bringt.
Die Falle ist, dass man versucht, alles scharf und gleich stark zu zeichnen, weil man meint, man stünde in der Pflicht, alles genau so zu zeichnen wie man es sieht. Aber der Zeichner muss viel mehr machen, er muss komponieren, und er muss während des Zeichnens schon festlegen, welche Bereiche ihm wichtig sind und diese stärker betonen.
Dies ist auch ein unglaublich schwerer Denkakt, und ich habe gemerkt, dass ich davor am Anfang Angst habe, dass ich das Gefühl habe, ich habe nicht die Erlaubnis, quasi die Wahrnehmung zu lenken.
Es war unglaublich spannend zu sehen, wie ich durch Verstärkung der Striche vorne bei den Falten, quasi der Hintergrund, der jetzt schwächer erscheint, mit moduliere. Ein Gefühl von Macht, die Wahrnehmung lenken zu können.
Hände mit Licht und Schatten
Nach der Studie mit den linearen Gegebenheiten, wie immer, die Darstellung mit stärkerem Einsatz von Licht und Schatten.
Fazit
Das Schöne an solchen Kursen ist, sie geben einem die Gelegenheit einmal über sich selbst hinauszuwachsen.